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Artikel: Magengeschwüre beim Pferd

Magengeschwüre beim Pferd

Magengeschwüre beim Pferd

Einleitung

Die Ausbildung eines Pferdes ist wichtig – Halter bzw. Ausbilder beobachten das Tier dabei sehr genau. Doch oft erleiden Pferde durch Stress (z.B. durch Anforderungen, Trainingseinheiten, Transporte u.a.) Krankheitsfolgen, ohne dass die Symptome richtig gedeutet werden: Stellt man fest, dass das Pferd mit den Zähnen knirscht, schlecht bzw. wählerisch frisst, unter „Austoßen“ und Maulgeruch leidet, können Magengeschwüre (Ulzerationen, fachlich „Equine Gastric Ulcer Syndrom“ EGUS) die Ursache sein. Dieses Übel bleibt oft unerkannt: Studien belegen, dass bis zu 90 % der Vollblutrennpferde, 60 bis 80 % der Trabrennpferde, 60 % der Turnierpferde und 37 % der Freizeitpferde von Magengeschwüren betroffen sind. Auch die Hälfte der Saugfohlen ist betroffen. Univ.-Prof. Dr. Heidrun Gehlen (Dipl. ECEIM, Fachtierärztin für Pferde) bestätigt: „Magenulzera beim Pferd sind weit verbreitet. Sie bleiben jedoch oft unerkannt, weil sie klinisch unspezifisch auftreten können oder das Symptombild nicht richtig interpretiert wird.“ Besonders gefährlich ist dies, weil viele Tiere oft still erkranken. Dr. Ulrike Binding, Pferde-Tierärztin aus Leichlingen, bestätigt: „Viele Tiere zeigen gar nicht, dass sie unter Magengeschwüren leiden.“

Säure im Pferdemagen

Der Pferdemagen ist recht klein und in ihm wird  – anders als beim Menschen – bereits ab dem zweiten Lebenstag rund um die Uhr Magensäure gebildet. Das war ursprünglich sinnvoll, da das Pferd als Steppentier dafür geschaffen wurde, den ganzen Tag Futter zu zupfen und rohfaserreiches Steppengras aufzunehmen. Dadurch sollte permanent gekaut und eingespeichelt werden, was Bicarbonat als Puffer aus dem Speichel liefert.  Der säurepuffernde Speichel wird nur beim Kauen bzw. während des Säugens produziert. Zwei Drittel der Magenwand sind mit Drüsen versehen, ein Drittel besteht aus empfindlicherer, drüsenfreier Schleimhaut. Gerade bei Saugfohlen ist die Magenschleimhaut noch sehr dünn. Entscheidend für einen gesunden Magen ist also das Gleichgewicht zwischen einer ausreichenden Säureproduktion, sodass die Verdauung ungestört ablaufen kann, und gleichzeitig ausreichend funktionierenden körpereigenen Schutzmechanismen und ausreichendem Verbrauch der Säure durch regelmäßige Nahrungsaufnahme.  Ganz junge bis hin zu alten Pferden können bei einem Ungleichgewicht an Magenirritationen bis hin zu Magengeschwüren leiden, am häufigsten im drüsenfreien Teil: Bei 55 bis 80 % der Pferde je nach Nutzungsart, bei Fohlen je nach Alter bei bis zu 88 % (Neugeborene) und 50 % (Absetzer).

Vielfältige Symptome für eine Erkrankung

Alle Pferde können Magengeschwüre entwickeln; oft sind die Symptome jedoch unspezifisch und das Symptombild vielfältig. Eine reine Einschätzung der Schwere einzelner Symptome ermöglicht noch keine Einschätzung der Schwere der möglichen Erkrankung

Fohlen können folgende Symptome zeigen: Wiederkehrenden Koliken oder häufige Rückenlage, abgebrochenes Saufen, starker Speichelfluss und Zähneknirschen. Durchfälle und Fieber treten auf bis hin einem struppigen, glanzlosen Haarkleid, einem insgesamt schlechten Entwicklungsstand und Veränderungen im Blutbild.

Erwachsene Pferde zeigen oftmals folgende Symptome: Sie sind fressunlustig, fressen schlecht oder wählerisch bzw. brechen die Futteraufnahme ganz ab und legen sich dann nieder. Auch wiederkehrende Koliken, Zähneknirschen, „Flehmen“ und Gähnen sowie „Aufstoßen“ und Maulgeruch treten auf. Gewichtsverlust, eine verminderte Leistungsfähigkeit und ein insgesamt schlechter Allgemeinzustand sind die Folge. Auch depressives Verhalten, Unruhe  bis hin zu Aggressivität können auftreten.

 

Diagnose: Magengeschwüre richtig feststellen

Bei Verdacht auf Magengeschwüre kann nur der Tierarzt/die Tierärztin die definitive Diagnose mit Hilfe der Magenspiegelung (Gastroskopie) stellen, da es bislang keine sichere Laboruntersuchung oder biochemische Marker hierzu gibt. Dies geschieht mithilfe einer flexiblen Endoskopkamera, die bis ins Mageninnere geschoben wird und per Video die Auswirkungen (von Schweregrad 0= intakte Schleimhaut bis Schweregrad 4 = ausgebreitete Läsionen mit tiefen Magengeschwüren) sofort sichtbar macht. Prof. Dr. Gehlen empfiehlt, auf jeden Fall  nach einer Gastroskopie und einem anschließenden konkreten Befund je nach Lokalisation und Schweregrad gezielt zu behandeln und die Wahl der Medikation, mit Einzelpräparaten oder Kombinationen, sowie die Länge der Therapie daran anzupassen.

Sollte eine Magenspiegelung nicht möglich sein, hilft meist eine sogenannte diagnostische Therapie: Bessern sich die Symptome nach dem Einsatz entsprechender Medikamente, sind Ulzerationen als Ursache wahrscheinlich.

Magengeschwüre sind Faktorenerkrankungen

Magengeschwüre haben selten nur einen einzigen Auslöser; vielmehr sind viele Faktoren daran beteiligt. Oft treten Magenulzera oft im drüsenhaltigen Teil auf, wenn das Verhältnis von mageneigenen Schutzmechanismen und Säurepuffern nicht richtig funktioniert. Im empfindlichen, drüsenfreien Teil sind oftmals (unnötiger) Stress und Medikamenteneinsatz ursächlich. Auch (falsche) Fütterung, Krankheiten sowie Operationen oder (überforderndes) Training tragen ihren Teil dazu bei.

Weiterführende Informationen gibt es auf hilfreichen Internetseiten, z.B. unter www.magengeschwuere-pferd.de, www.pferdewiki.de/wiki/Magengeschwür, www.barnboox.de/pferdewissen/gesundheit/krankheiten/gastritis-und-magengeschwuere-beim-pferd-oft-unerkannt/ u.a.

 

Ursache Fütterungsfehler

In der Natur fressen Pferde sehr langsam und bis zu 18 Stunden am Tag raufaserreiche Nahrung, so dass der Magen fast nie leer ist. Folgende Fütterungsfehler können zu einer Übersäuerungen des Magens führen und Ulzerationen Vorschub leisten: zu viel Kraftfutter, zu wenig Raufutter, zu lange Fresspausen, Schlingen durch Futterneid und Unruhe im Stall und mangelhafte Futterqualität.  Rauhfutter verbleibt zwischen ein bis fünf Stunden kurz im Magen, im Gegensatz zu Getreide und Fertigfutter. Das längere Verweilen des Getreides oder Fertigfutters im Magen kann zu einer Vergärung führen, die Magengeschwüre begünstigt.

Bei zu viel Getreide im Futter wird die Stärke im Dünndarm nicht vollständig verdaut. Ein Teil Reststärke gelangt dann in den Dickdarm und verschiebt das Gleichgewicht der Mikroorganismen, was zu Übersäuerung führt, genauso wie Futterentzug und Hungerzeiten.

Stress macht krank

Grundsätzlich können Pferde mit akutem Stress gut umgehen, da sie als Fluchttiere Stress als Überlebensmechanismus in der Wildnis dringend brauchen. Gefährlich wird es für den Magen bei anderen Stressarten, denn ebenso wie beim Menschen heißt es auch beim Pferd: Zu viel Stress macht krank. Ein Pferd hat Grundbedürfnisse, die befriedigt werden wollen: Licht, Luft, Futter, Bewegung und gute soziale Kontakte. Herrscht hier eine Disbalance, können Unarten wie z.B. Koppen oder Unruhe/Hektik die Folge sein. Stress beim Pferd ist zwar schwer messbar, jedoch zeigt sich, dass bestimmte Situationen die Bildung von Magengeschwüren fördern können.

Leistungsdruck, sozialer Stress (z.B. beim Umstallen oder Absetzen), Belastungen des empfindlichen Nervenkostüms des Pferdes, ungeliebte Boxennachbarn, Rangordnungskämpfe oder Schmerzen können ebenso Stress auslösen wie schlecht sitzende Sättel und Trensen..

Auch Training kann ursächlich sein

Es besteht ein direktes Zusammenhang zwischen (überforderndem) Training und dem Vorkommen
von Magengeschwüren: Je intensiver das Training, umso höher die Wahrscheinlichkeit für Magenulzera.  Alleine durch die Trab- und Galoppbewegungen steigt der Druck im Bauchraum an und lässt den sauren Magensaft mit der Magenwand in längeren Kontakt treten.

Akute Belastung: Krankheiten, Schmerzen und Operationen

Pferde mit bestehenden Erkrankungen haben ein erhöhtes Risiko, Magengeschwüre zu entwickeln. Auch eine Operation unter Vollnarkose und die Gabe bestimmter Medikamente (z. B. Phenylbutazon) können das Auftreten von Magengeschwüren fördern. Nicht zuletzt bedeuten Koliken, Krankheiten und Operationen sowie Schmerzen akuten Stress. Etwa 80 % der in Kliniken vorgestellten Kolikern z.B. leiden unter Magengeschwüren.

Mittel der Wahl: Omeprazol

EGUS ist gut zu behandeln. Dabei gibt es zwei Vorgehensweisen: Die Gabe eines Medikaments zur Ausschüttung der Magensäure und eine therapiebegleitende Gabe von Futterergänzungsmitteln.

Medikamentöser Wirkstoff der Wahl ist Omeprazol, ein Protonenpumpenblocker, der sehr effektiv die Ausschüttung der Magensäure in den Magen reduziert. So wird die Ursache abgestellt und die Heilung kann einsetzen. Omeprazol ist in einer speziellen Pastenformulierung für das Pferd zugelassen,  die einmal pro Tag ins Maul des Tieres problemlos vom Halter selbst verabreicht werden kann. Nur bei Omeprazol sind die ausreichende Wirksamkeit und erforderliche Sicherheit für den Einsatz beim Pferd nachgewiesen, so dass unter der Therapie weiter mit dem Pferd gearbeitet werden kann.

Als Diät-Ergänzungsfuttermittel ist z.B. ein solches mit patentiertem Pektin-Lecithin-Glycerin-Komplex erhältlich. Dies erfüllt dreierlei Wirkung: Es wirkt der Übersäuerung entgegen und stabilisiert den natürlichen Säurehaushalt, hemmt den Rückfluss von Gallensäuren und die Schleimhautschutzschicht des Magens wird gestärkt.

Einmal entstandene Magengeschwüre benötigen einige Wochen, bis es zu einer vollständigen Abheilung gekommen ist. In Zeiten unvermeidbarer Belastung und Stresses ist eine prophylaktische Gabe von Omeprazol daher sinnvoll.

Magengeschwüre vorbeugen

Magengeschwüre lassen sich vermeiden. Eine sinnvolle Vorbeugung durch angepasste Fütterung, Stressreduzierung und adäquates Training sowie Unterstützung der Magengesundheit sind wichtige Maßnahmen zur Gesunderhaltung der Pferde. Die beste Fütterung kann Magengeschwüre nicht vermeiden, wenn das Umfeld nicht stimmt. Auch Prof. Dr. Gehlen betont: „Management in Fütterung und Haltung ist die wichtigste Prophylaxe. Stressfaktoren sollten wenn möglich vermieden werden. Bei unvermeidbarem Stress kann die Gabe von Omeprazol zur Vorbeugung hilfreich sein.“ Das Augenmerk liegt dabei auf einer guten Futterqualität, angepassten Futterrationen sowie Maßnahmen für die empfindliche Psyche der Pferde.

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