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Artikel: Pferde impfen

Pferde impfen
Reitsport-Themen

Pferde impfen

Pferde rechtzeitig gründlich schützen – auch vor dem West-Nil-Virus

West-Nil-Virus: Seit September 2018 wieder in Deutschland

Es ist eine ernst zu nehmende Warnung für alle Pferdebesitzer: Das West-Nil-Virus ist 2018 in Deutschland aufgetreten. Anfang September wurde es erstmalig im Osten Deutschlands bei Vögeln diagnostiziert; im gleichen Monat starb ein Pferd in Brandenburg an dem Erreger, den das Friedrich-Loeffler-Institut eindeutig als West-Nil-Virus (WNV) nachweisen konnte. Das Tückische an dem Virus: Die Mehrzahl betroffener Pferde zeigt keine Symptomatik.  Es können jedoch nach einer Inkubationszeit von drei bis fünfzehn Tagen akute Fieberschübe und neurologische Störungen einsetzen, wie es bei 8 % infizierter Pferde der Fall ist; diese Verlaufsform geht mit einer Sterberate von 30 bis 50 % einher. „Überlebende Pferde zeigen häufig bleibende Schäden“, so die StIKoVet[i], die Pferdehaltern jetzt eine Impfung ihrer Pferde gegen das West-Nil-Virus empfiehlt.

Impfen rettet Pferdeleben

Generell und für alle wichtigen Krankheiten gilt: Jedes ungeimpfte Pferd erhöht das Risiko einer Infektion, die oft den ganzen Bestand betreffen kann. Die StIKo Vet betont daher: „Die Impfung ist die wichtigste Maßnahme zur Verhinderung von Infektionskrankheiten und deren Verbreitung.“ Das betrifft Pferde-Senioren genauso wie „Youngster“, Freizeitpartner wie Turnierpferde – und vor allem betrifft es komplette Herden. Die StIKo Vet teilt Impfungen in zwei Komponenten ein: Core und Non-Core. Core-Komponenten sind jene, gegen die ein Pferd jederzeit geschützt sein muss. Non-Core-Komponenten sind nicht weniger wichtig, aber nicht für jedes Pferd zu jeder Zeit bedeutend.

Core-Impfungen: Was ist Pflicht und wann?

Es gibt zwei Impfungen für Pferde, die ausnahmslos Pflicht sind: die Impfung gegen Tetanus („Wundstarrkrampf“) und Influenza („Pferdegrippe“). Tetanus ist eine bakterielle Infektion durch Sporenbildner, die weltweit im Boden vorkommen und auf die Pferde besonders empfindlich reagieren. Bei einer Infektion bildet sich ein Nervengift im Körper, das die muskelsteuernden Nervenzellen schädigt: Mögliche (und beängstigende) Symptome eines Ausbruchs sind nicht mehr kontrollierbare Verkrampfung der Muskulatur, Sägebockstellung, Kieferklemme und Schreckhaftigkeit. Tetanus birgt eine sehr schlechte Prognose für betroffene Tiere. Nach der Grundimmunisierung ab dem sechsten Lebensmonat müssen die Wiederholungsimpfungen (je nach Impfstoffhersteller oder in Abhängigkeit des Antikörperspiegels) in einem ein- bis dreijährigen Abstand wiederholt werden, um den Impfschutz aufrecht zu erhalten.

Die „Pferdegrippe“ ist eine Virus-Erkrankung durch equine Influenzaviren, die über Tröpfcheninfektion höchst ansteckend ist und daher besonders schnell und einfach durch Turniere und Handel verbreitet wird. Die Inkubationszeit verläuft sehr schnell (24 bis 48 Stunden). Zu den Symptomen gehört z.B. Fieber und Appetitlosigkeit oder betreffen den Atmungsapparat, z.B. mit starkem Husten und Nasenausfluss. Eine Pferdegrippe dauert meist zwei bis drei Wochen und zieht u.U. Langzeitschäden sowie schwerwiegende Komplikationen durch bakterielle Zweitinfektionen (z.B. in der Lunge) nach sich. Ungeschützte Bestände sind so eine große Gefahrenquelle für wahre Influenza-Seuchen, die z.B. schlagartig pferdesportliche Aktivitäten zum Erliegen bringen und hohe wirtschaftliche Schäden verursachen. Problematisch ist, dass sich Grippeviren ständig verändern – eine Anpassung des Impfschutzes ist daher angebracht. Die Grundimmunisierung mit drei Impfungen erfolgt ab dem sechsten Lebensmonat und Wiederholungsimpfungen sind alle sechs bis zwölf Monate angeraten. Pferde, die am Turniersport teilnehmen, sollen nach Vorgabe der FN alle sechs Monate geimpft werden.

Zu den sog. Core-Impfungen, jedoch ohne Impflicht, gehört auch die Impfung gegen das Herpesvirus, das für Aborte, Erkrankungen der Atemwege oder schwere neurologische Schäden verantwortlich sein. Bei Pferden in aller Welt kommen Herpesviren mit unterschiedlichen Krankheitsausprägungen vor. Besonders zu erwähnen sind darunter das Herpesvirus EHV (Equines Herpesvirus) 1, das für einen Virus-Abort verantwortlich ist, und das EHV 4, welches bei Atemwegsinfektionen, vorrangig bei Absetzfohlen und jungen Pferden, vorkommt. Und auch wenn ein infiziertes Pferd nicht akut erkrankt, bleibt es über lange Zeiträume Virusträger und -ausscheider und somit eine Infektionsquelle, vor allem wenn Stress oder Immunschwäche das Virus aktivieren. Die Grundimmunisierung bei einer Impfung gegen Herpes erfolgt je nach Impfstoff ab dem sechsten Lebensmonat, die Wiederholungsimpfung muss alle sechs Monate erfolgen.

Zuchtstuten sollten Impfschutz gegen alle drei Core-Impfungen erhalten; dadurch wird nicht nur die Gesundheit der Mutterstute, sondern auch die des Fohlens geschützt, das mit der ersten Biestmilch lebensnotwendige Antikörper aufnimmt.

Impfschäden vs. Impfnutzen

Natürlich warnen Impfkritiker vor Impfschäden und sind der Ansicht, der Schaden einer Impfung überwiege den möglichen Nutzen oder Risiken würden gar bagatellisiert. Über Impfkomplikationen wird aufgeregt berichtet; jedoch oftmals ohne fachlichen Hintergrund oder Beleg. Denn werden alle Grundlagen berücksichtigt – ist das Pferd bei der Impfung gesund, wird die Hygiene eingehalten, werden die Impfstoffe richtig angewandt – ist es aus tiermedizinischer und -schützerischer Sicht unverantwortlich, seine Pferde nicht zu impfen! Durch den konsequenten Einsatz von Impfstoffen sind Infektionskrankheiten, auch beim Menschen, erst beherrschbar geworden. Nur weil tödliche Seuchenzüge durch die Einführung von Impfungen nicht mehr wahrscheinlich und einige Krankheiten (wie z.B. Polio und Diphterie) sogar wegen Impfmöglichkeiten ausgestorben sind, ist dies kein Grund, die Impfbereitschaft wieder zu senken. Impfreaktionen moderner Impfstoffe sind wirklich selten und stehen in keinem Verhältnis zum Schaden durch schwere Infektionskrankheiten.

Non-Core-Impfungen

Schutz gegen sog. Non-Core-Komponenten ist nur für Pferde in speziellen Haltungsbedingungen oder bei erhöhter Ansteckungsgefahr notwendig. Dazu gehören z.B. die Impfung gegen Druse, equine Rotaviren, Hautpilz, Lyme-Borreliose sowie in bestimmten Regionen Deutschlands gegen Tollwut; und auch die Impfung gegen das West-Nil-Virus, das eine anzeigepflichte Tierseuche ist. Bei allen Impfungen, die zusätzlich durchgeführt werden, steht der Tierarzt dem Pferdehalter beratend zur Seite, um Impfziel und Wirksamkeit gemeinsam zu bedenken. Wer Sorge hat oder seinem Pferd eine „Belastung“ durch Impfungen ersparen möchte, kann einen aktuellen Impfstatus bestimmen lassen, statt routinemäßig zu impfen.

West-Nil-Virus im Vormarsch

Erstmals im Jahr 1937 an Menschen im West-Nil-Distrikt in Uganda entdeckt, ist das West-Nil-Virus heute weltweit anzutreffen. Im Mittelmeerraum hat es sich seit den 1960er Jahren fest etabliert und regelmäßig treten vor allem aus süd- und südosteuropäischen Ländern WNV-Infektionen auf. 1999, als erste Fälle in Nordamerika auftraten, erregte das WNV internationale Aufmerksamkeit: Rasend schnell breitete sich das Virus von New York ausgehend – eingeschleppt aus Tel Aviv – aus und verteilte sich in kürzester Zeit über die gesamten vereinigten Staaten sowie Kanada. Immer wieder sind seitdem wahre Epidemien mit Todesopfern zu verzeichnen.

Der Übertragungsweg findet ausschließlich über virustragende, blutsaugende Stechmückenarten (v.a. die Culex-Mücke) von infizierten Zugvögeln als Reservoirwirte auf Säugetiere statt. Mensch und auch Pferd sind zwar empfindlich, aber sogenannte „dead end hosts“, zu Deutsch Fehlwirte. In einem infizierten Fehlwirt vermehren sich die Viren nicht mehr in dem Maße, dass es zur Infektion von weiteren Stechmücken beim Blutsaugen ausreichen könnte. Der Kreislauf endet also in dem Fehlwirt.

Viele infizierte Pferde bleiben symptomlos. Das West-Nil-Virus kann jedoch zu grippeähnlichen Symptomen bis hin zu schwersten klinischen Verläufen mit Entzündungen des Gehirns oder der Hirnhäute führen, die sich in deutlichen Störungen wie Stolpern, Hinterhand-Lähmungen bis hin zum Festliegen der Pferde äußern. Insbesondere ältere Pferde sind anfällig für einen solch schweren Ausbruch des West-Nil-Fiebers. Eine spezifische Therapie gegen eine Infektion gibt es nicht; es können lediglich die Symptome angemessen behandelt werden.

Die Erfahrung aus den europäischen Nachbarländern und den USA hat gelehrt, dass davon auszugehen ist, dass sich das West-Nil-Virus in den kommenden Jahren in Deutschland weiter ausbreiten wird. Es kommt in der gesamten Vogelpopulation Europas und ebenso in Culex-Mücken europaweit vor, kann in den Mücken überwintern und so in den kommenden Jahren zu Infektionen von Vögeln, Pferden und auch Menschen führen, besonders in der Mücken-Hauptsaison von Juli bis Oktober. Die hohen Temperaturen des Jahres 2018 haben die Virusvermehrung in Mücken in unseren Breitengraden stark begünstigt.

Neu: Impfempfehlung gegen West-Nil-Virus

Die StIKoVet empfiehlt nunmehr eine Impfung gegen WNV nach folgenden Prinzipien: In bereits betroffenen Gebieten sollte spätestens ab Ende März/Anfang April 2019 geimpft werden, damit die Grundimmunisierung vor der nächsten Mückensaison, d.h. vor Ende Mai 2019, abgeschlossen ist. Eine Grundimmunisierung gegen das West-Nil-Virus bedarf einer zweimaligen Impfung im Abstand von vier Wochen ab einem Fohlenalter von fünf Monaten. Mittelfristig ist eine flächendeckende Impfung von Pferden im gesamten Bundesgebiet anzustreben. Die Hersteller sind darauf eingestellt und es steht ausreichend Impfstoff für diese Pläne zur Verfügung. Von drei zugelassenen Impfstoffen werden zwei von der StIKoVet empfohlen (genauere Informationen dazu sind der Stellungnahme zu entnehmen).

Optimales Impfmanagement in Absprache mit dem Tierarzt

Ein Turnierpferd steht unweigerlich unter einem höheren Infektionsdruck als z.B. ein Pferd in einem Offenstall, das ein Leben lang nur mit ein paar „Kollegen“ in Kontakt tritt. Aber grundsätzlich gilt: Der beste Schutz für jedes einzelne Pferd besteht durch eine komplette und regelmäßige Impfung aller Pferde. Nur dann werden weniger Viren ausgeschieden, der Infektionsdruck verringert und somit die Wahrscheinlichkeit, überhaupt zu erkranken – ein gesunder Kreislauf zum besseren Schutz einer ganzen Herde. Es ist sicher, dass Impfungen dazu beitragen, (nicht nur tödliche) Krankheiten einzudämmen bzw. sogar komplett zu verhindern; Impfen ist also eine wichtige Möglichkeit der Gesundheitsprophylaxe, die nicht fahrlässig, sondern zuverlässig durchgeführt werden soll. Auch gegen das West-Nil-Virus ist eine langanhaltende und belastbare Immunität möglich. Ein entsprechendes Impfmanagement kann und sollte immer in Absprache mit dem Tierarzt aufgestellt und nachhaltig mit dem Blick auf ein gesundes Pferdeleben durchgeführt werden.

[1] Stellungnahme zur WNV-Immunisierung, Ständige Impfkommission Veterinär am Friedrich-Löffler-Institut, Stand: 22.10.2018

 

 Vielen lieben Dank an Bianca Flemm für die zur Verfügungstellung dieses wirklich tollen und informativen Gastbeitrags.

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