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Artikel: Die Rosse – wenn sich die Hormone bei der Stute bemerkbar machen!

Die Rosse – wenn sich die Hormone bei der Stute bemerkbar machen!

Die Rosse – wenn sich die Hormone bei der Stute bemerkbar machen!

Ein lautes Quietschen hallt über die Koppel. Das Frühjahr lockt mit wärmeren Temperaturen und mehr Tageslicht wieder spürbar den hormonellen Haushalt der Stute zum Vorschein. Viele Pferdebesitzer erzählen dann von zickigen oder kitzligen Eigenschaften der Tiere, die den Umgang und manchmal sogar das Reiten erschweren können. Andere wiederum bemerken die rossige Zeit ihres Pferdes kaum. Tatsächlich ist dieser Umstand von Tier zu Tier anders ausgeprägt. In jedem Fall gibt es dazu interessante Fakten, die das Thema recht umfangreich gestalten. Die wichtigsten Details haben wir Dir zusammengefasst.

Die Rosse - Definition

Sie ist ein Indiz für die Empfängnis- bzw. Paarungsbereitschaft des weiblichen Pferdes. Viele Stuten zeigen Symptome, die für den Hengst gut erkennbar sind wie z. B. das Blitzen (öffnen und schließen der Scham unter dem Schweif).

Wie oben bereits erwähnt, wird dieser Zustand beim Pferd durch Hormone ausgelöst. Diese werden von Follikeln im Eierstock produziert. Der Eisprung erfolgt gegen Ende der Rossigkeit. Dabei löst sich die Eizelle aus dem gereiften Follikel. Sie wandert dann von dort über den Eileiter in die Gebärmutter. Dieser Zeitraum ist die späte Rosse. Optimal, um bei Fohlen-Wunsch jetzt eine Zuchtstute vom Hengst decken oder vom Tierarzt besamen zu lassen. Erfolgsresultat: Trächtige Stute.

Wird das Pferd nicht gedeckt, so bildet sich alles wieder zurück und die Stute wird in normalen Abständen wieder rossig.

Dauer des "Ausnahmezustands“

Die Länge der Rosse beim Pferd variiert von circa 3 - 7 Tagen. Im regulären Verlauf wiederholt sich der Zyklus alle 21 Tage. Über die dunklen Wintermonate zeigt das Tier keine ausgeprägten Rossemerkmale bzw. es bilden sich normalerweise keine neuen Follikel. Das liegt daran, dass aufgrund des eingeschränkten Tageslichtes der Zyklus ruht.

Das allererste "Rossigsein" zeigt sich mit circa zwei bis zweieinhalb Jahren. Ab diesem Zeitpunkt beginnt die Geschlechtsreife. Hat ein Pferd ein stolzes Alter erreicht, wird oft das ganze Jahr über kein Rosseverhalten mehr wahrgenommen.

So erkennst Du die Rosse beim Pferd

Symptome:

- vermehrtes Absetzen von Urin

- Stehenbleiben mit auseinandergestellten Hinterbeinen

- Schweifheben oder zur Seite legen des Schweifes

- Blitzen (siehe oben)

- schleimiger Ausfluss

- evtl. Verhaltensauffälligkeiten z. B. zickig, anhänglich, kitzlig, angespannt etc...

- Anzeichen verstärken sich, wenn Zuchthengst in der Nähe ist

Diese Rossemerkmale zeigen sich von Pferd zu Pferd unterschiedlich stark ausgeprägt.

Um bei einer Zuchtstute zu testen, ob sie in der Rossezeit ist, wird beispielsweise in Gestüten ein Probierhengst eingesetzt. Nicht selten reagieren Rossige sogar auf Wallache oder andere Stuten mit Symptomen.

 

Wird besamt und nicht mit Natursprung gedeckt, muss der Tierarzt routinemäßig mit dem Ultraschall die Gebärmutter untersuchen.

So kann der genaue Zyklusstand festgestellt werden sowie der Zeitpunkt, wann das Tier rossig wird.

Interessant und wichtig:

Auch die bereits trächtige Stute kann anfänglich noch Anzeichen von Rosseverhalten vorweisen. Jedoch ist der Eisprung in der Trächtigkeit unterdrückt.

Ist die Zuchtstute aber schon länger trächtig, sollte in jedem Fall der Veterinär eine Trächtigkeitsuntersuchung durchführen, um einen möglichen Fohlen-Verlust zeitnah zu erkennen.

Ausbleiben der Rosse

- altersbedingt

- stilles Rosseverhalten (normaler Zyklus, aber kaum festzustellende Symptome)

- zu mageres oder zu dickes Pferd (Aufgepasst: der Ernährungszustand regelt mit!)

- krankhafte Veränderungen (Zysten, Tumore)

Wichtig:

 

Hast Du Zweifel macht es Sinn den Tierarzt aufzusuchen.

Wird ein gesundes Tier (z. B. eine Zuchtstute) nicht rossig kann mit einer Hormonbehandlung evtl. nachgeholfen werden.

Zu viel des Guten

Leider gibt es auch Stuten, deren Verhaltensmuster während der Rosse sehr extrem sind. Diese Tiere zeigen sich dann unkonzentriert, ständig unter Strom, wehrhaft und sogar bockig unter dem Sattel.

Im großen Sport werden dann schon mal Mittel verwendet, um das wiederkehrende Zyklusmuster zu unterdrücken.

Vorher gilt es jedoch auszuschließen, dass andere Einwirkungen diese "Fehlverhalten" ausgelöst haben z. B. unpassendes Equipment, Reiterfehler oder Schmerzen im Rückenbereich oder den Gliedmaßen.

Ist das geklärt, liegen folgende Möglichkeiten vor, um das "Zuviel" zu drosseln:

 

- Hormonbehandlung (z. B. Regumate)

- Immunisierung (Impfstoff hält gezielt den Zyklus zurück)

- alternativmedizinisch mit Homöopathie oder Pflanzenkunde (z. B. Mönchspfeffer)

- chirurgische Entfernung des Eierstocks

- Glaskörperimplantat setzen

Erklärung:

Der Mönchspfeffer wird gerne bei hormonellen Schwankungen zugefüttert. Er reduziert den Geschlechtstrieb und hat eine ausgleichende Wirkung aufs Pferd. Mönchspfeffer findest Du auch unter dem Namen Keuschlamm oder Keuschbaum. Schon im Mittelalter war er bekannt für seine Libido dämpfende Wirkungsweise.

 

Vorteil:

Mönchspfeffer ist frei erhältlich, pflanzlich und schadet dem Tier nicht.

Nachteil:

In Extremfällen reicht er vielleicht nicht aus.

Ist also mehr nötig, greifen viele Pferdesportler zum Regumate. Das Hormonpräparat wird oft bei Pferden mit Dauerrosseverhalten angewandt. So können die Leistungen weiterhin erbracht werden.

Vorteil:

Das Regumate ist für einen kurzen Zeitraum eine rasche Lösung und kann vom Besitzer selbst verabreicht werden.

Nachteil:

Bei längerem Gebrauch teuer und als Dauermedikamentation eigentlich nicht empfehlenswert.

Die Impfung ist hierzulande noch nicht so ausgereift. Es fehlen teils noch Daten zu Nebenwirkungen und ob die spätere Fruchtbarkeit dadurch beeinflusst wird.

Beim Implantat handelt es sich schlicht um eine Glaskugel. Diese wird kurz nach der Rossezeit vom Veterinär in der Gebärmutter der Stute eingesetzt. Die darauffolgenden Rossen bleiben aus.

Vorteil:

einfache, langfristige und billige Lösung ohne Chemie. Kann jederzeit wieder vom Arzt entnommen werden.

Nachteil:

Nur ca. 66-70% der Stuten reagieren darauf.

Als letztes die OP.

Vorteil:

Die Dauerrosse wird aufgehoben, Tumor- und Zystenbildung im Eierstockbereich sind nicht mehr möglich.

Nachteil:

Teuer und ein chirurgischer Eingriff ist auch ein Risiko für das Tier!

Gedankenschluss

Bemerkst Du vielleicht auch bei Deinem vierbeinigem Schatz ein "Mehr" an Sexualtrieb, muss nicht gleich zur Chemiekeule gegriffen werden. Bei vielen Stuten reicht die Gabe von Mönchspfefferblüten oft schon aus, um z. B. Stimmungsschwankungen in den Griff zu bekommen. Dabei gilt: Möglichst vorher den Tierarzt konsultieren, um Erkrankungen auszuschließen! Kennt er Dein Pferdchen gut, kann er Dir sicher mit der richtigen Methodik zur Seite stehen.

"Horse(wo)menlike" wäre außerdem, wenn Du es mit Deinem Stütchen in der Rossezeit einfach langsamer angehen lässt. Verständnis haben gehört schließlich zu einer guten Partnerschaft dazu.

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